DIE AUFBEWAHRUNG DER ANGST (Textpassage aus dem großen Prolog des Lotuszwingers)

Eure Vergangenheit begann Groß und vielverprechend. Mauern zwischen Staaten und Menschen fielen zwar auf der einen Seite, aber auf der anderen Seite wurden wieder neue errichtet. Ihr habt bis in die letzten Winkel eures Planeten Handel betrieben und aus jeder nur denkbaren Idee wurden ganze Märkte geschaffen. Eure Angst vor dem Unbekannten besiegtet ihr nur dadurch in dem ihr zuließet das euer großer und allwissender Bruder stets sein großes Auge auf euch warf.

Wo ihr euch auch aufhieltet und was ihr auch dabei zu tun pflegtet, er war auch stets dort. Er schrieb alles in sein großes schlaues Büchlein auf. Später musste er nicht mehr dort sein wo ihr auch immer hingegangen seit. Er wusste irgendwann was ihr tun würdet. Er wusste es aus dem was er sich über euch notiert hatte. Dieses Büchlein sollte irgendwann die ganzen Daten die dorthin getan wurden nicht mehr fassen können und so mussten die Menschen sich neue Wege und auch Ort suchen wo sie ihre Maschinen, die die Bücher enthielten, aufgestellt werden konnten. Man sprengte große Löcher und Tunnel in Gebirgsmassive und ins Erdreich um große Lager für diese Maschinen zu finden.

Es gab Maschinen die Bücher enthielten die eigentlich kein Mensch mehr brauchte, aber dennoch gab es Maschinen die nichts anderes taten als noch einmal alles aus den Büchern abzuschreiben, um so noch eine weitere Kopie davon abzulegen. Immer wieder und immer wieder. Die wichtigeren Maschinen und deren Bücher aber, die die man aktuell tagtäglich brauchte, benötigt eben soviel Platz. Und deshalb entbrannte irgendwann ein neuer, unsichtbarer Krieg zwischen Staaten und weltweit im Hintergrund agierenden und kooperierenden Firmen. Kein Krieg um Öl, Wasser oder andere Ressourcen, sondern wieder wie einst schon, ein Krieg um nacktes Land. Am schlimmsten traf es die Menschen und Staaten die sich nicht wehren konnten. Die Menschen auf dem schwarzen Kontinent mussten als erstes aus ihren Großstädten weichen, damit die Firmen dort im Inneren ihre Wohnstätten ihre gewaltigen Maschinen für ihre Notizen aufstellen konnten. Der Hunger des großen Bruders dagegen lies nicht nach. Je mehr er von diesen Notizen zu fressen bekam, desto hungriger wurde er. Die Menschen waren so immer in einer Tour an zwei Fronten beschäftigt. An der einen Front damit den großen Bruder zu füttern und an der Anderen seinen Unrat den er dabei hinterlies irgendwo wieder zu sichern und abzulegen.

Wie konnte es soweit kommen, fragte sich schlaue Köpfe dann irgendwann? Andere schlaue Köpfe antwortete ihnen "Wissen hat eben seinen Preis. Etwas zu wissen ist gut. Alles zu wissen ist besser." In Wirklichkeit wisst ihr aber jetzt, lieber geneigter Leser, das es nicht um Wissen ging, sondern nur um die Besiegung von Angst.

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